Die Geschichte von Oberrabnitz

Ein Ort auf dem Gebiet des heutigen Oberrabnitz wurde erstmal 1279 als „villa Rebca“ urkundlich erwähnt. Dabei handelte es sich aber wahrscheinlich um das Gesamtgebiet des heutigen Gebietes Unterrabnitz-Schwendgraben-Oberrabnitz-Karl.
Oberrabnitz bildete mit Unterrabnitz und Schwendgraben über Jahrhunderte eine besitz- bzw. landschaftliche Einheit, die sich bis heute in der mundartlichen Bezeichnung „in da Ramaz“ erhalten hat.

Besitzer war damals ein Adeliger namens Peter, Sohn des Stefan, Sohn des Beze. Wahrscheinlich aus dem Adelsgeschlecht der „Répcefoi“.

Bei den „Ramazan“ dürfte es sich um Zuwanderer aus dem bayerischen Raum handeln. Dies ist auch durchaus noch vereinzelt im Dialekt zu hören.
Es wird auch berichtet, dass in diesem Teil des Rabnitztales, naja, sagen wir mal „moralisch nicht ganz einwandfreie“ Menschen angesiedelt wurden.
Noch heute hört man ab und zu vom nicht ganz ernst gemeinten „Ramaza Gschlanz“.

1454 wird erstmals ein Oberes und Unteres Rabnitz erwähnt.
Diese entstanden durch die Teilung des Gebietes durch die beiden Erben Albrecht und Christoph von Pottendorf.

In den folgenden Jahren wechselte Oberrabnitz immer wieder die Besitzer.
Dabei kommen in diversen Urkunden folgende Besitzer vor:
Mischullinger, Weidischhofer, Christoph von Puchheim, Erasmus von Puchheim, Gregor Horváth von Petrinja,
Nikolaus Oláh (Besitzer der Herrschaft Landsee), Ambros und Gregor Beiczy, Moses Cziráky, Graf Paul Esterházy

Zeitweise war Oberrabnitz auch auf mehrere Besitzer aufgeteilt.

Das jüngste Opfer war ein Mädchen mit vier Jahren, das älteste Opfer eine Frau mit 70 Jahren.

Die Opfer:
31.8.: Ursula Gmeiner (46) Haus Nr. 2, Anna Senft (30) Haus Nr. 26, Johann Bleier (31) Haus Nr. 42
1.9.: Eva Seidl (53) Haus Nr. 23, Franz Seidl (33) Haus Nr. 12, Anna Maria Senft (49) Haus Nr. 27, Albert Arthofer (58) Haus Nr. 59
2.9.: Stefan Liebentritt (36) Haus Nr. 5, Florian Senft (59) Haus Nr. 27, Benedikt Liebentritt (64) Haus Nr. 54, Paul Pfneißl (58) Haus Nr 22
3.9.: Kaspar Pfneißl (27) Haus Nr. ?
5.9.: Rosalia Hendling (21), Franz Hendling (54) Haus Nr. 14, Georg Seidl (64) Haus Nr. 12
6.9.: Johann Stelzmeier (33) Haus Nr. 1, Josef Liebentritt (23) Haus Nr. 65 oder 25 (?)
7.9.: Mechthild Bonner (60) Haus Nr. 58, Katharina Gmeiner (70) Haus Nr. 25
8.9.: Josef Seidl (49) , Katharina Seidl (61) Haus Nr. 73, Josef Pfneißl (34) Haus Nr. 53, Rosalia Liebentritt (4), Haus Nr. 5
11.9.: Katharina Bleier (53) Haus Nr. 42. Theresia Tribl (64) Haus Nr. 28,
12.9.: Ursula Seidl (geb. Hendling) (30) Haus Nr. 15
17.9.: Theresia Pehm (53) Haus Nr. 59
22.9.: Maria Liebentritt (64) Haus Nr. 62
24.9. Kaspar Seidl (55) Haus Nr. 23

Die letzte Person erkrankte am 4. September 1832 (Gedenktag der Hl. Rosalia).
Aus diesem Anlass pilgern die Oberrabnitzer auch heute noch jährlich zur Rosaliakapelle am Rosaliengebirge.

Zum Andenken an die Opfer der Cholera wurde an der Hottergrenze zu Karl das Cholerakreuz errichtet.

1872 kommt Josef Berghofer als Kantorlehrer nach Oberrabnitz. Er bekam ein Jahresgehalt von nur 80 Gulden. Die Wohnung im Schulhaus war für seine Familie viel zu klein und außerdem sehr desolat. So verließ er 1875 Oberrabnitz. Kurze Zeit später bat ihn die Ortsbevölkerung wieder zurückzukehren.

Er stellte dazu folgenden Bedingungen:

Auf Grund der Zusicherung, dass seine Wünsche erfüllt würden, kehrte er mit seiner Familie 1877 zurück.
Im ersten Jahr wurde sein Ackerland in Robot bearbeitet, aber bereits im zweiten Jahr weigerten sich die Bauern das zu tun.
Nachdem seine Felder mutwillig zerstört wurden, erstattete Berghofer Anzeige beim Stuhlgericht Mitter-Pullendorf, zog diese aber
bald darauf wieder zurück, weil es zu einem Ausgleich mit den Oberrabnitzern gekommen war. 1879 verließ Josef Berghofer Oberrabnitz endgültig.

Bürgermeister/Ortsvorsteher ab 1945

Bürgermeister Oberrabnitz

Bürgermeister der Großgemeinde Drassmarkt

Ortsvorsteher Oberrabnitz

seit 2022: Philipp Kogler (ÖVP)

Schulleiter in Oberrabnitz

Oberrabnitz – Ein Bauerndorf

(von Josef Fraller (1925-2010), Ausschnitte)

Der Wald, der entlang der Westgrenze Ungarns auf ungarischer Seite einen breiten Gürtel bildete und in dem auch das obere Rabnitztal lag, sollte nach der Festlegung der Grenze zwischen Ungarn und seinen westlichen Nachbarn in den ersten Jahren des 2. Jahrtausends (11.-13. Jahrhundert) in fruchtbares Ackerland umgewandelt werden.

In Ungarn selbst standen dafür nicht genügend Menschen zur Verfügung und sie hatten auch keine große Erfahrung mit der Landwirtschaft.

Das Grenzland war in zahlreiche kleinere und größere Grundherrschaften aufgeteilt. Mehrere Grundherren kamen aus der Steiermark, wo sie auch Besitzungen hatten. Sie und ebenso die ungarischen Grundherren riefen deutsche Siedler (meist aus Bayern) ins Land. Diese Neusiedler waren Nachkommen von Bauern, konnten aus Mangel an Land Besitz weder erben noch erwerben, waren aber mit der Bauernarbeit vertraut.

Hier im oberen Rabnitztal galt es, ein bis zu den sumpfigen Flussauen dicht bewaldetes, sehr unwegsames, weil von tiefen Gräben durchzogenes hügeliges Gebiet zu roden.

Das war Gemeinschaftsarbeit. Gemeinsam wurden die ersten Ergebnisse der Kultivierungsarbeit genutzt: Wege, Weiden, Angerflächen, Gewässer und Wald:
die sogenannte Allmende was allen gemeinsam gehört.

Jahrhundertelang waren Hutweide und Wald Gemeinbesitz; heute ist es nur noch der Wald – Urbarialwald, der Gemeingut der ansässigen Bauern, der Urbarialisten. Jeder von Ihnen erhält nach einem Zeitplan einen nach einem Los bestimmten, zur Abholzung bereiten Abschnitt des Waldes.

Mit der Vergrößerung des gerodeten Landes begann seine Aufteilung. Senkrecht zu einem durchlaufenden Gewässer (Rabnitz) wurden parallel verlaufende, gleich große Gebietsstreifen abgetrennt und den Siedlern als Hausgrund zugeteilt.

Da das gesamte Land dem Grundherren gehörte, erhielten die Siedler das Land als Lehen, das heißt, der Grundherr blieb der Obereigentümer. Die Siedler waren die Unter- oder Nutzungseigentümer, die dem Grundherren für das Lehen Abgaben (Geld oder Naturalien) und Dienstleistungen (Robot) schuldeten.

Alle Siedler legten das Wohnhaus und die bäuerlichen Einrichtungen in gleicher Form (vermutlich auf Weisung des Grundherren) an: eine gerade Linie entlang wurden die Wohngebäude in größeren Abständen von einander errichtet, dahinter schlossen sich Kammer, Ställe, Scheune und Stadel an.

Ursprünglich waren die Wohngebäude sicher nur einräumige Holzhütten mit einer Feuerstelle. Später wurden Steine und Lehm, dann ungebrannte und endlich gebrannte Lehmziegel als Baumaterial verwendet. Die Dächer waren mit Stroh gedeckt, was natürlich stete Feuergefahr bedeutete und auch immer wieder zu Bränden führte: Hier erinnere ich an das große Feuer in Oberrabnitz 1894.

Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude standen unter einem Dach, das auf der Hofseite vorragte, wodurch sich an der Hauswand mit dem Eingang ein wettergeschützter Gang – die Greden – ergab. Ein solches Gehöft, Streckhof genannt, konnte zu einem Hakenhof werden, indem am Gehöftende ein querstehender Stadel errichtet wurde, der die ganze Anlage nach außen abschloss.

An die Scheune, bzw. den Stadel, schloss sich ein Hausgarten, der zusammen mit dem Gehöft den inneren Hausgrund bildete, an. Hinter dem Hausgarten reihten sich die Wiese, Äcker und, zur Gemeindegrenze hin, der Wald. Diese Nutzfläche stellt den äußeren Hausgrund dar.

Da die Gehöfte in einer Reihe oder Zeile standen, die Giebelseite mit zwei Fenstern der Dorfstraße zugewandt, nannte man solche Dörfer Straßendörfer.

In der langen Periode der Dorfwerdung lag die Rabnitz näher an der Siedlung als heute. Die Flussufer waren sumpfig. Bei Unwettern trat der Bach oft über die Ufer und überschwemmte das Land. Anfangs konnte nur das etwas höher gelegene Gelände erschlossen werden. Es entstand ein einzeiliges Straßendorf.

Als die Rabnitz im Laufe der Zeit vom Dorf wegrückte (auch durch händische Grabungen) und das dem Dorf zugewandte Ufer trocknete, entstand eine neue Häuserzeile, die der schon stehenden entgegengerichtet war. Sie enthielt und enthält auch jetzt noch weniger Häuser als die ursprüngliche und wurde Kurze Zeile genannt, zum Unterschied von der Langen Zeile. Oberrabnitz war ein zweizeiliges Straßendorf geworden.

Die ursprüngliche Form der Kultivierung durch Rodung des Waldes stellt eine alte Flurform dar – die Waldhufenflur.

Nach und nach wurden weitere Teile des Dorfhotters urbar gemacht um Ackerriede oder Gewanne zu erhalten, je nach Lage, Form, Gelände oder Verwendung benannt. Eine Verteilung der Nutzflächen auf verschiedene Riede oder Gewanne wurden als Gewannflur bezeichnet. Bei der Erschließung des Oberrabnitzer Gemeindehotters ergab sich also eine Mischform auf Waldhufen- und Gewannflur.

In Oberrabnitz bestand eine Besonderheit. Jeder Siedler hatte an jeder Ried den gleichen Anteil – bis auf eine Ausnahme: entweder besaß ein Bauer einen Acker im Schmiedfeld oder im Kirchfeld, nie in beiden. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass das Schmiedfeld das erste gerodete Ackerland war und dass nach dessen Erschließung eine neue Gruppe von Siedlern kam, die das Kirchfeld für sich rodete. Was danach an Nutzland gewonnen wurde, kam allen Siedlern gleichermaßen zugute.

[…]

Auf Anordnung oder mit Erlaubnis des Grundherren konnte ein Lehen auch geteilt werden. Dann ergaben sich zwei halbe Lehen, vier Viertel- oder acht Achtellehen. Selbst Sechzehntellehen gab es in Oberrabnitz. […]

Der gesamte Grundbesitz eines Bauern war im Durchschnitt nicht größer als 7 bis 9 Hektar, einzelne Bauern besaßen nur 3 bis 4 Hektar Grund. Die Oberrabnitzer Bauern waren immer arm.

Die Teilung der Äcker und Wiesen erfolgte stets der Länge nach und so ergaben sich besonders lange und schmale Grundstücke. Auch die inneren Hausgründe wurden der Länge nach geteilt und neue Häuser zwischen die schon stehenden gestellt, bis eine geschlossene Häuserzeile entstand.

[…]

Neben den Bauern/Coloni/Urbarialisten lebten im Dorf auch Einzelne, die nur ein Haus besaßen (später Kleinhäusler genannt). Das waren die behausten Inwohner, Häusler, Inquilini, Söllner oder ungarisch Zseller. Sie mussten dem Grundherren jährlich einen Gulden Zins zahlen und achtzehn Tage Handrobot leisten. Jene, die auch kein eigenes Haus besaßen waren die Inwohner oder Subinquilini. Sie schuldeten dem Grundherren pro Jahr zwölf Tage Handrobot.

[…]

Der Ursprung unseres Dorfes liegt im Dunkel der Vergangenheit, einer Zeit, als die Menschen weitreichende Veränderungen erarbeiteten, erlebten und erlitten, sie aber nicht schriftlich festhalten konnten.

Der Fluss Rabnitz hat ihm wie dem Ort Unterrabnitz seinen Namen gegeben. […]

Die Rabnitz entspringt als Spratza oder Spratzbach zwischen den Orten Edlitz und Lichtenegg in der Buckligen Welt in Niederösterreich, nimmt bei Blumau den Thalbach auf und heißt ab hier Rabnitz. Auf ungarischer Seite fließt die Rabnitz als Rábca oder Répce in nordöstlicher Richtung und mündet in der Nähe der Stadt Györ, ebenso wie die etwas weiter südöstlich fließende Raab in einen in Määndern verlaufenden Seitenarm der Donau.

Die Namensgebung legt nahe, dass die Rabnitz als kleinerer „Schwesternfluss“ der Raab angesehen wurde.

Der Name Raab geht auf das illyrische Wort arabon, arábas (=dunkel, dunkelbraun) zurück, eine Bezeichnung für die Farbe der oft Hochwasser führenden Raab. […]

Rabnitz stammt ursprünglich aus dem slawischen Rabinjica (=die kleine Raab). Dieser Name wurde schon vor vielen Jahrhunderten eingedeutscht – über das althochdeutsche Rabinitza weiter zu Raebnitz und schließlich zu Rabnitz.

Im magyarischen Sprachraum heißt die Rabnitz Répce oder Rábca. In der heanzischen Mundart wird die Rabnitz als Ramaz ausgesprochen. Die magyarische Verwaltung übernahm diesen Namen aus der Mundart und schrieb für Oberrabnitz Felsöramocz (felsö = ober) und für Unterrabnitz Alsóramocz (alsó = unter).

In einer Urkunde aus dem Jahre 1454 (am 23. August in Prag ausgestellt) werden die beiden Rabnitzorte und die später zwischen ihnen errichtete Siedlung Schwendgraben Répcefö (=Oberlauf der Rabnitz) genannt. Felsörépcefö = Oberrabnitz; Középrépcefö = Mitterrabnitz = Schwendgraben; Alsórepcefö = Unterrabnitz.
Im 19. Jahrhundert wurde der Name Répcefö von der ungarischen Administration nur auf den Ort Schwendgraben übertragen.

[…]

Die erste schriftliche Erwähnung eines Dorfes Rabnitz kennen wir aus einer Schenkungsurkunde, die am 1. März 1279 in Neckenmarkt ausgestellt wurde:
„Wir, Laurencius, Sohn des Grafen Laurencius, tun kund und zu wissen allen Menschen durch vorliegende Urkunde, dass wir um des Seelenheils unseres teuersten Vaters willen unseren Besitz namens Lembach, im Grenzgebiet zu Deutschland zu gelegen, dem Abt den Brüdern von Marienberg zu dauerndem Besitz schenken, auf dass die Gott anbetenden Mönche umso eifriger für das Seelenheil unseres daselbst begrabenen Vaters ihre Stimme zum Lobe des Schöpfers aller Dinge erheben.“

Dann folgt eine sehr ausführliche, etwas verwirrende Grenzbeschreibung des Ortes Lembach (Ungarisch-Lembach, ein Ort, der zur Wüstung geworden ist). Dabei gibt es zwei Hinweise auf einen Ort Rabnitz, von dem die näheren Gegebenheiten aber nicht bekannt sind.

„Im Osten stehen auf der Spitze zur Rabnitz, abfallenden Hanges zwei Grenzzeichen, deren eines die Grenze des Dorfes Rabnitz, das dem Peter, Sohn des Stephan, des Sohnes der Beze (Benedikt) gehört, bildet…“

„… gegen Osten liegt das Dorf Karl, bis man zu einem Weingarten kommt; hier endet das Gebiet von Karl und es beginnt die Nachbarortschaft des Dorfes Rabnitz von Osten her, das dem oft erwähnten Peter gehört…“

Die Urkunde ist in lateinischer Sprache abgefasst. Das Dorf Rabnitz wird das erste Mal „Rebza“, das zweite Mal „Rabza“ genannt.

In den Vertragsurkunden des ungarischen Königs Sigismund (1398-1438) scheint das Adelsgeschlecht der „Rebcföi“ auf, das seinen Sitz wahrscheinlich in einem Edelhof im heutigen Unterrabnitz hatte.

In einer Aufzeichnung aus dem Jahre 1454, in Prag ausgestellt, wird zum ersten Mal von Oberrabnitz und Unterrabnitz berichtet. […]

Ab 1559 gehörte Oberrabnitz zur Herrschaft Landsee.